4. Tag, Sonntag, 07.11.2010

HAVANNA – VINALES Heimat des Tabaks

 Mit dem Bus brechen wir in die Provinz Pinar del Rio auf, für viele die schönste Landschaft Kubas. Zuckerhutförmige Kalksteinkegel, die Mogotes, ragen aus der Ebene, dazwischen ein bunter Flickenteppich aus Tabakfeldern und Palmenhainen. Wofür die vielen Schuppen sind? „Zum Trocknen der Tabakblätter“, erklärt uns José. Schließlich gedeiht hier der beste Tabak der Welt. Wir wandern durch die saftig grünen Tabakplantagen und erkunden den Ort Vinales.

Mitten in der Nacht geht die Reise los: Ich packe meinen Koffer, verabschiede mich von meinen Mitbewohnern, die zur Feier des Anlasses eine Parade zu meinen Ehren veranstalten (bedauerlicherweise machen sie das schon seit gestern Abend und die Ameisenstraße führt dummerweise quer durch mein Bett).

Um 08:30h stehen wir alle mit gepackten Koffern vor dem Hotel. Alle? Nein, einer fehlt: Mikkel, unser Scout, ist gestern Abend noch in der Bar versackt und kommt daher erwartungsgemäß 20 Minuten später. Aber wie wir ja bereits gelernt haben, hat eine Stunde in Kuba 75 Minuten, daher ist er ja auch noch pünktlich.

Vor uns liegt eine dreistündige Busfahrt über die Autobahn, die unspektakulär verläuft. Nach zwei Stunden halten wir mitten in der Pampa an, denn rechts von der Fahrbahn steht eine kleine windschiefe Hütte. Diese entpuppt sich als Trockenlager für Tabakblätter. Mikkel erklärt uns den Aufbau einer Zigarre und grob die Produktionsschritte. Da es über 160 manuelle Schritte sind, kapituliere ich und verzichte darauf mir alle zu merken.

Die letzte Stunde der Busfahrt geht über Schotterpisten quer durch kleine Dorfschaften. Es bietet sich uns ein Bild, dass mit Havanna nicht vergleichbar ist. Die Häuser sind zwar mindestens genauso heruntergekommen, aber ich vermute, dass sie im Gegensatz zu den Häusern in Havanna nie wirklich besser ausgesehen haben. Ich fühle mich wie bei einer Fahrt durch eine Schrebergartenanlage…

Das Tal, durch das wir wandern, ist wirklich beeindruckend: So weit das Auge reicht sehen wir Felder, Wiesen und kleine Plantagen, eindrucksvoll umrandet von den Mogotes. Dabei handelt es sich um Kalksteinfelsen, die bis zu 160 Millionen Jahre alt sind und vom Regen im Laufe der Zeit quasi abgeschmirgelt wurden, so dass sie als abgerundete Hügel einzeln mitten im Tal stehen.

Während unserer Wanderung fühle ich mich in eine andere Zeit versetzt, denn diese scheint hier stehen geblieben zu sein. Vereinzelt stehen Strohhütten, sogenannte Bohios, an den Rändern der Felder, die von den Bauern noch mit einfachstem Gerät, das von Ochsen gezogen wird, bestellt werden. In eine dieser Bohios kehren wir ein und einige von uns probieren den Zuckerrohrsaft, der von den Bauern frisch hergestellt und in ausgehöhlten Grapefruits serviert wird.

Gerne würde ich länger hier verweilen, doch wir haben einen strammen Zeitplan und daher kehren wir nach etwa drei Stunden mit vielen neuen Eindrücken zum Bus zurück.

Abschließend sollte ich noch erwähnen, dass das Valle de Vinales von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurde. Das Ergebnis ist, dass es für die Bauern wohl unrentabel geworden ist, die Felder zu bestellen, denn wo einst das gesamte Tal von Plantagen und Feldern geprägt war, findet man diese leider heute nur noch vereinzelt vor. Die Idee dabei ist, dass so eine Erinnerung daran ermöglicht werden soll, wie das Tal früher einmal ausgesehen hat. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es vor der Entdeckung durch die UNESCO noch bei Weitem beeindruckender war.

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