5. Tag, Dienstag, 18.05.2010

BEIJING – SHANGHAI
Morgens Flug nach Shanghai, Chinas Tor zur Welt am Huangpu-Fluss. In der Nanjing Road flaniert Shanghai – und Sie sind mittendrin. An der Uferpromenade, dem Bund, prächtige Kolonialbauten und lebhafter Schiffsverkehr. Gegenüber im Stadtteil Pudong hat sich die Sonderwirtschaftszone zu einem Brutkasten für Wolkenkratzer entwickelt. Wollen Sie nach dem Walk durch die Megametropole mal nach oben fallen? Bei gutem Wetter können Sie sich fast mit Fallgeschwindigkeit in den 88. Stock des Jin Mao Tower liften lassen. Und wer sich da noch nicht am futuristischen Fassadenwald sattgesehen hat, kommt am Abend noch mal mit durch den Neondschungel der Nanjing Road zu einer Night-Cruise – Shanghai als Nachtstadt ist schlichtweg der Hammer! Zwei Übernachtungen.

Beijing
Da möchte ich nicht lange drum herum reden: Der Weckruf war menschenverachtend grausam. Ich habe geschlagene fünf Minuten versucht ihn zu ignorieren, aber wenn sich ein Chinese einmal etwas in seinen kleinen Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch eiskalt durch. Irgendwann habe ich dann doch den Hörer abgehoben, bloß um meine Ruhe zu haben. Das nächste, was ich bewusst wahrnehme, ist, dass ich in der Sicherheitskontrolle des Flughafens stehe und mein Rucksack nach dem Röntgen rausgezogen wird. Dabei lerne ich, dass Rasierschaum wohl eine schwere Waffe ist und abgegeben werden muss.

Shanghai
Ich habe ein Déjà-Vu: Da die Hotelzimmer möglicherweise noch nicht fertig sind, beschließt die Reiseleiterin, dass wir nicht ins Hotel fahren sondern sofort mit dem Programm beginnen.
Nach einem kurzen Volksaufstand gibt sie sich geschlagen und jetzt sitzen wir im Bus auf dem Weg ins Hotel.
Die Sicht ist stark eingeschränkt, mehr als die erste Häuserzeile links und rechts der Autobahn ist nicht drin. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das alles Smog ist oder nicht. Die Luftfeuchtigkeit ist der Hammer, ich fühle mich wie Bangkok; es ist einfach nur drückend schwül…
Im Hotel haben wir eine Pause um uns ein bisschen frisch zu machen. Gegenüber des Hotels gibt es einen Starbucks und ich stürme sofort diesen Laden. Leider ist der Kaffee hier genauso schlecht wie im Starbucks in Beijing. Nach einem kurzen Streifzug durch das Viertel muss ich auch schon wieder zum Hotel zurück, denn der Bus bringt uns zum Bund, der prachtvollen Uferpromenade von Shanghai. Von hier hat man einen guten Blick auf die Skyline von Pudong. Da wir aber auch die Skyline von Shanghai bewundern wollen, setzen wir mit der Fähre über. Der Bus bringt uns von dort aus wieder ins Hotel; das dieser Ausflug auch zu Fuß locker zu realisieren gewesen wäre, sei einmal als These in den Raum gestellt.
Es scheint, als hätten Jan und ich unser letztes Garküchen-Erlebnis bereits erfoolgreich verdrängt, denn es verschlägt uns auf die Flaniermeile, in der Hoffnung dort etwas Essbares zu finden.
Aus aktuellem Anlass werde ich nun also die Kategorien von gestern noch einmal heranziehen und ergänzen: Der Kategorie 3 füge ich noch den frittierten Kuheuter hinzu, den wir heute „genossen“ haben, obwohl ich ernsthaft überlege, dafür eine vierte Kategorie („so schlimm, dass es nicht mehr in Kategorie 3 passt“, alternativ auch „wurde anscheinend schon einmal gegessen, sieht auch so aus“) zu eröffnen.
Gottseidank schließt sich unmittelbar daran das Highlight des heutigen Tages an: Der River-Cruise. Bei Dunkelheit fahren wir mit einem kleinen Boot über den Fluß durch das hellerleuchtete Shanghai. Die Aussicht ist beeindruckend, denn China liefert ein selbstbewusstes Bild ab. In der Nacht treffen Sozialismus und Kapitalismus aufeinander, die Stadt ist auf Außenwirkung bedacht. Sämtliche Gebäude sind hell erleuchtet und wir kommen zu dem Schluss, dass eine Reduzierung auf die Hälfte des Aufwands dem Ergebnis keinen Abbruch getan hätte…
Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen. Geplant haben wir ein Abendessen in der Altstadt Shanghais, leider sind dort bereits alle Lichter aus und die Lokale geschlossen. Für eine Pseudo-Weltstadt wie Shanghai finde ich das doch sehr ungewöhnlich.
Das Leben konzentriert sich somit auf die Hotel-Bars und wir besuchen eine Bar, die eine Aussicht über das nächtliche Shanghei bietet.
Ausklingen lassen wir den Abend in der „Red Bar“, einer Bar im siebten Stock eines Bürogebäudes direkt an am Bund,  wo auch nachts um 1.30h noch der Bär los ist.
Sympathischerweise gibt es morgen keinen Weckruf, was uns dazu verleitet, den Abend noch ein wenig auszudehnen.

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