Save the Camping Village – Nature One 2014

Nicht nur bei den Anreisemodalitäten hat der Veranstalter der Nature One 2014 so ziemlich alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden konnte. Nein, auch während des Festivals hat auf dem Campingplatz der Haussegen schief gehangen. Seit vielen Jahren schon ist bekanntermaßen die Musikleistung für Campingplatzbesucher auf 3kW und 95dB in drei Meter Entfernung von den Lautsprechern begrenzt. Seit vielen Jahren hat der Veranstalter bekanntermaßen seine eigenen Regeln nicht beachtet und jeden Verstoß bewusst ignoriert. Dieses Jahr ist es dann eskaliert, denn nach einem Besitzerwechsel in der Veranstalterfirma ist der Duft des Geldes in der Chefetage angekommen und so hat dieses Jahr erstmals ein strammer Kurs gegolten, Abweichungen von den Regeln sind hart bestraft worden. Einige seit Jahren legendäre Camps auf dem Zeltplatz sind dazu aufgefordert worden, ihre Anlagen abzubauen, worauf hin die Betroffenen ihre Sachen gepackt haben.

Auf mehreren Plattformen ist dieser Vorfall im Nachhinein kontrovers  und (mehr oder weniger) sachlich diskutiert worden. Dazu im Folgenden meine Stellungnahme in der Gruppe „Save the Camping-Village“ auf Facebook:

 

„Nachdem ich als völlig Unbeteiligter diese Diskussion relativ emotionslos verfolgt habe, sei es mir erlaubt, im Rahmen der freien Meinungsäußerung ein paar Gedanken zum Thema Camping Village loszuwerden:

Meine erste Nature war die „Live your passion“ 2006 und seitdem habe ich nicht eine einzige Nature verpasst. Warum? Weil es jedes Mal eine geile Zeit war. Jedes Jahr schon lange im Voraus freuen. Jedes Jahr schon lange im Voraus im Stau stehen. Jedes Jahr – kaum, dass das Zelt aufgebaut war, einen ausgiebigen Spaziergang über das Camping Village machen, dabei jede zwanzig Meter stehen bleiben, weil da schon wieder ein Pavillon steht, in dem geile Musik aufgelegt wird.

Im ersten Jahr – das muss ich gestehen – habe ich noch Ohropax dabei gehabt, die ich mir nach einer langen Nacht auf der Pydna in die Ohren geschoben habe, in der Hoffnung, so wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Oh ja, damals hatte ich noch Illusionen! Der Schall war vielleicht ein wenig gedimmt, aber gegen den bebenden Acker hatten auch die Ohropax nichts auszusetzen. Und mal ganz ehrlich: Das ist es, worauf ich mich vom Moment der Abreise aus dem CV bis zum nächsten Jahr jeden einzelnen Tag freue – auf vier Tage, an denen der Acker nicht aufhört zu beben. Das ist für mich persönlich das Alleinstellungsmerkmal des Camping Village.

Wenn ich auf ein Technofestival fahre, dann weiß ich im Vorfeld, dass das kein Musikantenstadl ist. Da wird nicht um zehn Uhr abends das Licht an- und die Musik ausgemacht. Und selbst wenn ich zum ersten Mal auf ein Technofestival fahre, dann habe ich mir doch bitteschön im Vorfeld mal das LineUp angeschaut und idealerweise auch die RunningOrder auswendig gelernt.
Wann legen auf der Pydna noch mal die letzten DJs auf? Richtig, weit nach Sonnenaufgang. Dass dann auf einem angrenzenden Zeltplatz das feierwütige Volk nicht schon weit vor Mitternacht ins Zelt verschwindet, erklärt der gesunde Menschenverstand.
Leider musste ich dieses Jahr zum ersten Mal feststellen, dass viele extrem junge Menschen offensichtlich in den falschen Bus eingestiegen sind und somit nicht auf dem Musikantenstadl gelandet sind. Deren Protest konnten wir ja alle in Form von ausgiebigen „Ich-spiel-jetzt-mal-´ne-Helene-Fischer-CD“-Sets zur Kenntnis nehmen.
Mein Gott, Kinder! Techno ist nun mal meistens laut. Technoparties sind meistens lang, denn Technojünger verstehen etwas vom Feiern. Wenn es Euch nicht passt, bleibt halt daheim. Oder übernachtet im Hotel. Oder in der Jugendherberge. Aber verschont uns, die wir uns das ganze Jahr über auf diese Party freuen, von Eurer Anwesenheit.

Soviel zum ersten Aspekt, den ich mit dem Thema „Save the CV“ verbinde: Das CV den Feierwütigen, der Rest möge halt draußen bleiben. Über einen Hinweis in den vorab verschickten Flyern und im Internet im Rahmen des Vorverkaufs ließe es sich ohne Aufwand realisieren, darauf hinzuweisen, dass es im CV keine Nachtruhe gibt.

Damit kommen wir auch schon zum zweiten Aspekt des Mottos „Save the CV“: Die bereits vielfach – mehr oder weniger sachlich diskutierten – Camps.
Wie ich oben bereits geschrieben habe, liegt für mich ganz besonders der Reiz darin, über das CV zu schlendern und viele DJs zu hören, die ihre Musik auflegen.
Das kann man so handhaben, dass man sich mit ein paar Leuten zusammentut, das Equipment zusammenträgt und einfach Spaß daran hat, dass man seine eigene Musik der Öffentlichkeit präsentieren kann. Wenn viele Leute vorbeilaufen, aber keiner stehenbleibt und auf meine Musik abgeht, dann muss das ja nicht daran liegen, dass meine Musik der letzte Schrott ist. Andere Mütter haben auch schöne Töchter, und vielleicht taugt den Leuten die Musik aus dem nächsten Pavillon halt mehr. Trotzdem kann ich dann noch mit meinen Leuten zu meiner Musik abfeiern, oder nicht?

Man kann das aber auch so handhaben, dass man auf dem CV mehr Technik versammelt, als auf einem Kiss-Konzert. Dann möge sich aber bitte auch niemand darüber beschweren, wenn plötzlich auf die Einhaltung der Vorschriften gepocht wird, die seit mindestens neun Jahren (so lange kann ich das aufgrund persönlicher Anwesenheit beurteilen) kommuniziert worden sind.
Nur weil sich in den letzten Jahren keiner um die Einhaltung gekümmert hat, heißt das noch lange nicht, dass das erlaubt war. Und daraus dieses Jahr Willkür seitens des Veranstalters abzuleiten ist pure Unterstellung. Wenn ich hier in Diskussionen lese, dass zwei Tonnen Equipment oder mehr für ein Camp angeschleppt wurden, dann muss ich eigentlich kein Messgerät mehr bemühen. Dann kann ich davon ausgehen, dass da ein wenig mehr im Spiel ist, als erlaubt ist. Und ob dieser Gigantismus nötig ist, sei auch mal als Frage erlaubt.

Wenn ich mich nun in die Rolle des Veranstalters versetze: Ich stelle ein Festival auf die Beine, das mich einen Haufen Kohle kostet. Ich stampfe für vier Tage die Infrastruktur einer Kleinstadt aus dem Acker, was mich einen Haufen Kohle kostet. Warum? Weil ich einem Haufen Leute eine tolle Party inszenieren möchte und weil ich – das sei mir als Veranstalter bitte verziehen – damit Geld verdienen möchte. Und dann stellen mir ganz normale zahlende Gäste ein Riesending auf den Zeltplatz, wobei sie sich – wie hier ja auch zu lesen war – auch noch dafür bezahlen lassen, dass DJs dort auflegen dürfen. Da würde mir als Veranstalter aber auch mal ganz gediegen das Hemd anschwellen, wenn andere Leute sich ins gemachte Nest setzen und ohne vorherige Kostenbeteiligung Geld mit der Infrastruktur umsetzen, die ich in den Acker gekloppt habe.
Es mag ja sein, dass das nur einige wenige Camps betrifft, aber das reicht dann halt völlig auf um mit einem Rundumschlag einfach mal ALLE Camps abbauen zu lassen. Und sei es auch mit der Begründung, dass dieses Jahr zum ersten Mal die schon lange geltenden Vorschriften nicht eingehalten wurden.
Auf der einen Seite Kommerz auf der Pydna anprangern, auf der anderen Seite selbst Kommerz betreiben (und ja: Andere Leute gegen Bezahlung auflegen lassen, auch das ist Kommerz) – irgendetwas passt da nicht so ganz zusammen.
Lasst uns doch bitte wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren. So weit müssen wir dafür überhaupt nicht in die Vergangenheit zurückgehen, denn auch wenn ich erst seit neun Jahren hinfahre – auch ich kenne noch die zahlreichen kleinen Camps, und auch die haben Stimmung gemacht.

Abschließend möchte ich noch festhalten, dass es nicht meine Intention ist, hier alle Camps über einen Kamm zu scheren oder jemanden persönlich anzugreifen. Ich möchte lediglich meine persönliche Meinung kundtun!

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen noch einen schönen Abend und viel Vorfreude auf die Nature One 2015!“

#NatureOne2014 #SaveTheCampingVillage #WennsEinmalSchiefläuft #ShitHappens

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