Theo goes Internet

Wenn ich eines gelernt habe im vergangenen Jahr hier in Hallbergmoos, dann ist es der Pragmatismus, mit dem Firmen ihre Kunden an sich binden. Das war schon so, als ich hergezogen bin und einen Stromversorger finden musste. Die E.On Bayern Vertriebs GmbH Landshut hat mir dieses Problem ja schnell abgenommen, indem sie mich herzlich mit einer zweiten Mahnung begrüßt hat (darüber habe ich ja schon des Öfteren ausführlich berichtet).

Nachdem ich nun hier seit mittlerweile über einem Jahr ohne Telefon und Internetanschluss wohne und mehrere Versuche meinerseits kläglich daran gescheitert sind, dass M.Net mir erklärte, ein Anschluss sei in meinem Fall nicht möglich, da „die APL-Box zu 100% belegt“ sei (was auch immer das heißen soll), betreten wir nun die nächste Stufe.

Heute Morgen finde ich beim Verlassen der Wohnung ein kleines Paket im Treppenhaus. Adressiert ist es an Wegmann, das ist mein Name. Ich kann mich zwar nicht erinnern, etwas bestellt zu haben, dennoch freue ich mich immer über Post und Pakete. Ich öffne das Päckchen und finde einen Lieferschein und mehrere kleine Kartons. Die gesamte Lieferung entpuppt sich als ein Internet-Startpaket der Telekom. Stutzig macht mich daran zunächst, dass ich seit mindestens einem Jahr keinen Telekom-Shop mehr betreten habe. Wie aus einem Reflex heraus nehme ich mir den Lieferschein noch einmal vor und schaue nach, an wen das Paket adressiert ist. Dort steht eindeutig „Wegmann“. Das bin ich. Auf dem Paket steht der gleiche Name. Doch halt! Darunter steht – in kleinen Buchstaben und somit mit bloßem Auge kaum zu erkennen – der Name „Theo“.

Als ich geboren wurde, war es üblich, dem Kind mehrere Vornamen mit auf den Weg zu geben und die Tatsache, dass unser (mittlerweile Ex-) Verteidigungsminister stolze 13 (in Worten: dreizehn!) Vornamen sein Eigen nennt, zeigt, dass ich nicht alleine bin. Doch „Theo“ ist mir nicht wirklich bekannt. Ich krame schnell meinen Personalausweis hervor, doch bei den vielen dort aufgeführten Namen ist „Theo“ nicht dabei. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Mein Reisepass soll für weitere Klärung sorgen. Aber auch dort: „Theo“ = Fehlanzeige. Fazit: Ich bin nicht Theo. Also kann das Paket nicht für mich sein. Auch bei den übrigen drei Parteien in meinem Haus ist kein Theo dabei, geschweige denn ein weiterer Mann mit meinem Nachnamen.

Jetzt ist mein Interesse doch irgendwie geweckt, denn es gibt mehrere Möglichkeiten:

(1)    Irgendjemand hat einen Internetanschluss beantragt, aber im Zustand geistiger Umnachtung seinen Namen vergessen.

(2)    Irgendjemand hat Mitleid mit meinem Zustand und möchte mir einen Internetanschluss zukommen lassen. Wer auch immer das war, es ist kein guter Freund, denn er/sie hat meinen Namen vergessen. Wenn ich rausfinde, wer das war, dann gnade dir Gott! Das gibt einen dicken Eintrag ins Muttiheft, Freundchen!

(3)    Die Telekom möchte mich endlich zu ihrem Kundenkreis zählen, da ich wohl anscheinend eine wichtige Persönlichkeit bin. Blöd nur, dass der Sachbearbeiter bei der Recherche den falschen Namen notiert hat.

Der Anruf bei der Telekom-Servicehotline soll Klärung bringen. Erfreulich dabei ist, dass:

(1)    die Telefonnummer auf dem Lieferschein vermerkt ist, und

(2)    es sich um eine 0800er-Nummer (also: kostenfrei) handelt.

Und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Erster Versuch: 16:24h, also eine durchaus übliche Zeit. Die Hotline funktioniert so, dass der Anrufer durch eine Bandansage begrüßt wird und während dieser Ansage mehrere Informationen preisgeben soll. Die erste Aufforderung („Bitte nennen Sie uns den Grund für Ihren Anruf“) ignoriere ich bewusst, denn so viel Kapazität hat das Band nicht, dass ich direkt die ganze Story zum Besten geben möchte.

Die zweite Aufforderung („Bitte nennen Sie uns Ihre Kundennummer“) kann ich nur ignorieren, da ich kein Kunde der Telekom bin und auch nicht vorhabe, einer zu werden. Somit habe ich auch keine Kundennummer.

Die dritte Aufforderung („Bitte sagen Sie nun laut und deutlich Ihre Telefonnummer“) muss ich mehrfach bewältigen, denn der Computer deutet mein schallendes Gelächter als Versuch einer Eingabe. Sorry, aber wenn ich kein Kunde bin und keine Kundennummer habe, kann ich auch keine Telefonnummer haben. Der Computer erklärt mich für bescheuert und erzählt mir allen Ernstes: „Kein Problem, wir können auch ohne diese Angaben weiter machen“. Die nächste Dreiviertelstunde verbringe ich in der Warteschleife, dann lege ich auf.

Zweiter Versuch: 19:20h, also eine Zeit, zu der (wie ich vermute) nicht mehr sehr viele Kunden anrufen. Denkste! Verlauf des Telefonats: siehe „Erster Versuch“. Ich lege nach einer halben Stunde in der Warteschleife auf.

Dritter Versuch: 21:20h, eine Zeit, zu der (wie ich vermute) das Service-Center nicht mehr besetzt sein wird. Denkste! Nach einer halben Stunde in der Warteschleife meldet sich eine sympathisch klingende junge Frau und bittet mich um meine Kundennummer. Habe ich nicht, also möchte sie die Telefonnummer. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, aber eine Telefonnummer habe ich immer noch nicht. Daraus entwickelt sich ein angenehmes Gespräch, denn die junge Dame am anderen Ende der Leitung scheint fasziniert zu sein von Menschen, die in der heutigen Zeit ohne Telefon und Internetanschluss auskommen können. Leider kann sie mir letztlich nicht helfen, verweist mich aber an die (kostenpflichtige) Telefonnummer der Telekom-Zentrale, wo ich mein Glück morgen bei den Kollegen probieren soll. Es bleibt also spannend, und seid versichert: Ich werde davon berichten!{jcomments on}

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